GESCHICHTE DER FAMILIE KOMIEROWSKI

Sobiesław Bossuta

Die Geschichte der Familie Komierowski sowie das Wappen Pomian aus Komierowo  reicht bis in die Zeit des tschechischen Ritters Sobiesław Bossuta zurück. Dieser gilt als Ahnherr der Familiet. Aus den Familienchroniken ist zu entnehmen, dass dieser Ritter Mitglied des Gefolges der tschechischen Prinzessin Dubrawka war, die seit dem Jahre 965 zum Hof des polnischen Herzogs Mieszko I gehörte. Sobieslaw Bossuta erhielt für seine Verdienste um den Fürsten Land in Pommern, dass sich in der  Nähe von Gniezno und Nakło befand, den heutigen Dörfern Komierowo und Włościbórz. Seitdem lebte die Familie Komierowski ununterbrochen seit fast 1000 Jahren in Komierowo. Mit der Zeit nahm die Familie als Nachnamen den Namen dieses Ortes an und machte ihn zum Hauptsitz der Familie.

Nieżychowo

Den Grund des jahrhundertelangen Bestehens des Familienbesitzes in Komierowo sehen die Familienmitglieder in dem für polnische Verhältnisse einzigartigen Prinzip des Minorats, wonach der Familienbesitz dem jüngsten männlichen Nachkommen in der Familie vererbt wird. Die Regel war das Majorat, die Vererbung an den Ältesten.

Der Rest der Familie musste außerhalb des Familiensitzes nach einer Einnahmequelle suchen. Dieses verhinderte die Teilung und Zersplitterung des Eigentums. Zusätzlich erhöhte die Familie ihren Besitz durch Kauf oder Eheschließungen mit Nachbarn.

Zum Besitz der Familie Komierowski gehörten neben des Gutes Komierowo für einen kürzeren oder längeren Zeitraum Güter wie: Komierówek, Niechorz, Nieżychowo, Dąbrówka, Krojanki, Wola Dąbrowiecka, Włościbórz, Kijewo. Darüber hinaus ließ sich die Familie Komierowski zu verschiedenen Zeiten in ihrer Geschichte in Litauen und Podolien nieder. Auf diese Weise kam es im Jahre 1763 zur Aufteilung der Familie in zwei Familienzweige: Den masowischen Zweig, den Józef Komierowski (1726-1813) begonnen hat, und den pommerschen Zweig, ansässig in Komierowo mit seinem Ahnherren Stanisław Komierowski (gest. 1793). Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Familie und ihre Mitglieder nahmen an den Wahlen der Könige August II, Stanisław Leszczyński und Stanisław August Poniatowski teil.

Laut Maciej Rydel, einem Forscher der Geschichte des polnischen Adels, ist Komierowo die Siedlung, die für die längste Zeit in den Händen ein und derselben Adelsfamilie in Polen blieb. Die Familie Komierowski verlor ihr Eigentum erst im Zweiten Weltkrieg als die deutsche Armee sie aus dem Gut Komierowo vertrieb. Nach Kriegsende wurde das Gut von den Behörden der polnischen Volksrepublik beschlagnahmt.

Stanisław Komierowski (gest. 1793) war Teilnehmer der Konföderation von Bar.
In der Zeit der Napoleonischen Kriege zeichnete sich Jakub Komierowski aus, der eine äußerst farbenprächtige Gestalt war. Jakub Komierowski war ein General polnischer Truppen und stellte auf eigene Kosten ein Infanterieregiment auf. Er starb im Jahre 1807 im Kampf gegen die Preussen in der Nähe der Stadt Nowe. Hier findet man heute eine Straße seines Namens. Die Brüder Jan und Julian Komierowski aus dem masowschen Zweig waren Offiziere und wurden während des Novemberaufstands Ritter des Virtuti Militari-Kreuzes. Jan Wacław Komierowski (1850-1954), alias Wacław Pomian, schrieb lyrische Gedichte. Bekannt sind beispielsweise die Sonette „Sonata wiosenna“ (1897), Lieder zum epischen Gedicht „Herkules i Omfala“ (1891). Zudem befasste er sich mit der Übersetzung von Büchern aus anderen Sprachen u. a. von H. Heine, J. W. Goethe und V. Hugo. Er heiratete die Schwester von Henryk Sienkiewicz, Aniela.

Sein Sohn Ludomir (1883-1954), Literatur- und Musikkritiker und zudem Diplomat im Vatikan, in Rom, Mailand und Monaco, organisierte während des Zweiten Weltkriegs einen Untergrundkampf. Er war Teilnehmer der französischen Widerstandsbewegung und wurde während des Krieges in Italien und Berlin inhaftiert.

Das Dokument aus dem Jahre 1614 – erwähnt wurde Zofia Komierowska – Subpriorissa der Prämonstratenserinnen in Strzelno

Aufgrund der Erbprinzipien sowie der unterschiedlichen Interessen einzelner Familienmitglieder trifft man im Laufe der Geschichte nicht nur auf Landbesitzer, sondern auch auf Militärbeamte, Priester, Nonnen, Anwälte, Richter, Abgeordnete, Diplomaten, Dichter, Chronisten und Denker. Józef Komierowski, im 18. Jahrhundert ein Mundschenk von Inowrocław, hinterließ die Genealogie der Familie und eine Sammlung moralischer und ethischer Überlegungen mit dem Titel „Ojciec do dzieci swoich (Vater zu seinen Kindern)“Zofia Komierowska war im 16. Jahrhundert die Priorin des Norbertinerordens in Strzelno. Ludwik Adam Komierowski (gest. 1703) war ein Genosse der Hussaria. Er ließ sich in Podolien nieder.

Abschließend sei Roman Komierowski (1846-1924) als Herr von Komierowo und Nieżychów erwähnt. Er war ein vielseitiger Mann, großartiger Organisator und er investierte früh in moderne Arbeitsmethoden. Er vervielfachte das Vermögen der Familie und war ein Verfechter der polnischen Sache im preußischen Polen. Roman Komierowski war ein langjähriger Abgeordneter, ein Führer des polnischen Kreises im preußischen Sejm und nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch ein Abgeordneter im Reichstag. Er handelte gegen die Germanisierung der polnischen Bevölkerung und die Beseitigung des katholischen Glaubens durch die Deutschen. Des Weiteren war er der Autor von Memoiren über Sejm im preußischen Polen. Seine Tochter Maria Janta-Połczyńska (1880-1970), Ministerin für Land- und Forstwirtschaft in der Zweiten Polnischen Republik, Leon Janta-Połczyński, wurde Taufpatin des Segelschiffs „Dar Pomorza“. 

Maria Janta-Połczyńska, wurde Taufpatin des Segelschiffs „Dar Pomorza“. 


Der letzte Vorkriegsbesitzer Tomasz Komierowski (1885-1939), dieser wurde in den ersten Kriegstagen von den Deutschen ermordet, baute zuvor den Palast in seine heutige, klassizistische Form um. Der Sohn von Tomasz – Andrzej Komierowski (1926-1994) musste als Teenager den Palast verlassen, da das Gut von den Nazis übernommen wurde.

Die Renovierung des Palastes wurde von der Familie Komierowski ohne staatliche Hilfe vollständig aus eigenen Mitteln finanziert.

Von rechts: Piotr i Ewa Komierowscy, Agnieszka Komierowska-Ziomek, Jan Komierowski,
Anna Komierowska-Szweycer, Łukasz Komierowski